#65 – Es fehlt nur ein ‚t‘

Vielleicht hätten wir eine sehr ausführliche Einleitung schreiben können, denn unseren heutigen Gast und den Leipziger Chemiker Wilhelm Ostwald unterscheidet, wie erwähnt, nur eine einzelnes ‚t‘. Der Chemiker Ostwald war der Erstübersetzer der Arbeiten von Nicolas Carnot ins Deutsche. Er erkannte auch als einer der ersten die Bedeutung der Carnot’schen Arbeit als Grundlage für den Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik und die außerordentliche Bedeutung der Arbeit des schon mit 36 Jahren verstorbenen Franzosen für die Entwicklung der Verbrennungs-kraftmaschine.

Und so ist es doch mehr als nur ein fehlender Buchstabe, der Sascha Oswald von der LAMILUX Composites GmbH mit Carnot verbindet, hat er doch während seines Berufseinstiegs als Motorenentwickler bei einem Tuner den Carnot’schen Kreisprozess in allen seinen Ecken detailliert erkundet und auf maximale Leistung optimiert.

Die exothermen Vorgänge haben ihn offensichtlich nicht ganz losgelassen, denn in seiner heutigen Position als Head of Business Development bei Lamilux muss er sich unter anderem auch damit beschäftigen, wie man den Härtevorgang von Polyestersystem so optimiert, dass Qualität, Eigenschaften und Wirtschaftlichkeit in einem hart umkämpften Markt immer gegeben sind. Damit finden wir dann doch wieder zu den Faserverbunden zurück und lernen viel über eine oft übersehene Massenanwendung im Caravan und Fahrzeugbereich.

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#64 – Maggies Rache

Immer am Sonntagmorgen begehen viele von uns massive Rechtsbrüche! Wer schwungvoll das geliebte Marmeladenglas auf den Frühstückstisch stellt verstößt wahrscheinlich gegen die EU-Richtlinie 2001/113/EG. Dort ist nämlich eindeutig geregelt, dass der Begriff Marmelade nur für Fruchtaufstriche aus Zitrusfrüchten verwendet werden darf. Das war eines der Dinge, auf das die Briten beim EU-Beitritt 1973 bestanden haben. Da man auf der Insel inzwischen der Meinung ist, dass Europa auch gut ohne sie klarkommt, hat der Europäische Rat und das Europäische Parlament am 31. Januar 2024 beschlossen, die bestehenden Vermarktungsnormen für Honig, Fruchtsäfte, Konfitüre und Milch zu überprüfen. „Die Mitgliedstaaten dürfen den Begriff „Marmelade“ als Synonym für „Konfitüre“ zulassen, um so dem örtlichen Sprachgebrauch gerecht zu werden.“. Ob und wie das deutsche Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft dieser Möglichkeit folgen wird, ist noch offen. Wenn es dann soweit ist, wird in einer mitteldeutschen Stadt bestimmt groß gefeiert – Zörbig.

Ob unser heutiger Gast Michael Mangold, Bezirksleiter Ostdeutschland bei BÜFA Composite Systems GmbH & Co. KG, beim Frühstück eher die süße oder die herzhafte Variante bevorzugt, haben wir leider nicht gefragt. Aber wir haben viel über seinen Werdegang erfahren, der ihn von der Ausbildung und Zertifizierung von Fachkräften über die industrielle Verarbeitung von GFK bis zur Kundenberatung bei BÜFA gebracht hat. Und so streifen wir sowohl den zertifizierten Klebeprozess für Schienenfahrzeuge aber auch die Dichtungstechnologie von Öltankschwimmdächern, den Vorteil kleiner Fachveranstaltungen und diskutieren, warum gefühlt im Ausland die Offenheit gegenüber Faserverbund größer als in Deutschland ist.

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#63 – Zum Anfang reicht die halbe Stange.

Spätestens mit diesem Satz war klar, dass wir in unserer aktuellen Episode ziemlich weit vom Leichtbau abgekommen sind. Anders als der Titel vermuten lässt, sind wir aber nicht in den schmuddeligen Ecken des Internets oder in einem Baguette-Backkurs angekommen. Wir beschäftigen uns vielmehr mit der Schwert- und Kampfkunst des ausgehenden 16. Jahrhunderts und lernen dabei viel über die zeithistorischen Umstände, die Psychologie des Fechtens, was das alles auch mit unserer heutigen Realität im Wirtschaftsleben zu tun hat und warum die StarWars-Prequels wenigstens dem Fechtsport etwas Gutes getan haben.


Dabei war der Einstieg in die Episode gar nicht hakelig, vielmehr flauschig. 😉 Unser heutiger Gast, Dr. Christoph Karpe, Entwicklungsleiter und Qualitätsmanager der Rudolf Wulfmeyer Aircraft Interior GmbH & Co. KG, erklärt wie das Unternehmen von den klassischen Haken- und Flausch-Bändern – aka Klettverschlüsse – hin zu hochbrandgeschützten Spezialklebstoffen für die Luft- und Raumfahrtindustrie gekommen ist. Daneben streifen wir sehr ausführlich Christophs Tätigkeiten in diversen beratenden Ausschüssen des VDI und der FAA. Dabei geht es zwar oft „nur“ um Brandschutz, aber Schwertkämpfe nach historischem Vorbild kommen in Passagierflugzeugen nun mal zum Glück noch seltener vor als Brände.

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#62 – The Shoop Shoop Song

Klar, viele von uns kennen diesen lästigen Ohrwurm. Vor allem in der Version, die Cher 1990 für den Soundtrack zum Film „Meerjungfrauen küssen besser“ aufgenommen hat. Das Original ist jedoch viel älter und wurde seit 1963 in zahlreichen Versionen mit wiederkehrendem Charterfolg veröffentlicht. Damit teilt sich dieses Lied faktisch die Entstehung und Historie mit dem Testen der intralaminaren Schubeigenschaften von Faserverbundwerkstoffen. Das diese für die Auslegung und Berechnung von Leichtbaustrukturen wichtig sind hat auch hier dazu geführt, dass zahlreiche Versionen des Schubversuches in unterschiedlichsten Versionen und Arrangements existieren. Iosipescu, V-Notch oder Schubrahmen sind nur einige davon …

Jemand der vielleicht von Cher, auf jeden Fall aber vom Schubversuch so begeistert ist, dass eine erfolgreiche Selbstständigkeit darauf aufgebaut hat ist unser heutiger Gast Dr. Fabian Grasse, Gründer und Geschäftsführer der Grasse Zur Ingenieurgesellschaft GmbH aus Berlin. Über die Zeit ist aus einer recht spontanen Ausgründung ein erfolgreicher Partner für das Testen von Faserverbundwerkstoffen geworden. Daher entspannt sich ein erquickliches Gespräch über Testing, die Probleme und Herausforderungen des Standorts Berlin bis hin zur Bedeutung von Kundenterminen. Und am Ende sind wir uns einig – it’s in his kiss 🙂

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#61 – Vorfruchtwert

Das ist auch so ein Fachbegriff, von dem man als Leichtbauer nicht gedacht hat, dass man sich damit beschäftigen muss. Der Vorfruchtwert beschreibt für den Landwirt welchen Mehr- oder Minderertrag er erwarten kann, wenn er eine Pflanze als Vorfrucht auf einem Feld einsetzt. Der sehr hohe Vorfruchtwert von Nutzhanf führt im nächsten Anbauzyklus zu Ertragssteigerungen von bis zu 20% und ist eventuell auch ein Grund, warum hier Landwirtschaft und Leichtbau sehr gut miteinander zusammenarbeiten können.

Mit einem Faible für beides, die Landwirtschaft und den Leichtbau, ist unser heutiger Gast Kay Koelzig von der FUSE GmbH aus der Nähe von Leipzig absolut prädestiniert uns über die ideale Verschmelzung dieser Industrien aufzuschlauen. Und so lernen wir in einem leider viel zu kurzen Gespräch viel über Ackerbau, den Unterschied zwischen Textil- und Verstärkungsfaser, die nahezu vollständige Nutzung aller Pflanzenteile aber auch die Hindernisse und Herausforderungen eines Startups. Daneben hat es Kay geschafft mit einigen gängigen Vorurteilen über die Naturfaser aufzuräumen und – zumindest bei uns – echte Begeisterung für die Hanffaser als Alternative zum klassischen Glas (und Gras 😉 ) auszulösen.

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#60 – Not so hasty!

Schon im Roten Buch der Westmark berichteten die Autoren Beutlin, Beutlin und Gamdschie über die bemerkenswerten Eigenschaften von Holz. „Ihre Schläge können Eisen wie Blech zerkleinern und festen Fels wie Brotkrusten zerreißen.“ hieß es über die Ents, die Urahnen unserer heutigen Bäume – also wenn man J.R.R. Tolkien Glauben schenken darf.

Auf keinen Fall so alt wie die Ents ist unsere heutiger Gästin, über Holz weiß sie aber ähnlich viel wie Merry und Pippin über Treebeard und das Entmoot. Und deshalb sprechen wir in dieser Episode mit Carolin Siegel von der Professur für Holztechnik und Faserwerkstoff­technik an der TU Dresden über Holz als Leichtbauwerkstoff, seinen industriellen Einsatz in Leichtbaustrukturen und natürlich über die offensichtliche Frage zur Nachhaltigkeit. Und da Holz ein Werkstoff ist, zu dem eigentlich jeder eine Meinung hat – der eine ausm Garten, der andere vom Rodeln – entspinnt sich ein anregendes Gespräch das zwischen Yachtbau, Terassendiehlen und Auslegungskriterien hin- und hermäandert wie der Oberlauf des Anduin.

Daneben testen wir weiter unser neues Equipment, was mal besser und mal schlechter klappt. Das wird schon…

#59 – Omas Apfelkuchen

Viele werden es kennen, Oma bäckt einfach den besten Apfelkuchen. Wenn man aber nach dem Rezept fragt, bekommt man als Antwort immer ein „Ach Kindchen, misch die Zutaten einfach zusammen und backe dann halt wie immer.“ Und wer hat nach dieser Anleitung schon mal einen genauso leckeren Apfelkuchen hinbekommen?

Wie man im industriellen Maßstab erfolgreich komplexe Mischungen chemischer Stoffe herstellt, die in einer – dem Backen doch vergleichbaren – chemischen Reaktion zu anspruchsvollen Faserverbundbauteilen verarbeitet werden, das besprechen wir in dieser Episode mit Nicole Stöß, Geschäftsführerin der Polynt Composites Germany GmbH. Dabei wird aber schnell deutlich, dass die Analogien zum Backen doch nur aus der Ferne zu sehen sind, im Detail sind Sheet Moulding Compounds (SMC) dann doch ein extrem komplexer Faserverbundwerkstoff. Deshalb – und weil Kai natürlich auch mit erheblichen Erfahrungen in dem Bereich glänzen kann – ergibt sich ein ausgesprochen lebhaftes Gespräch, in dem wir sogar einen kleinen Ausflug zur Generation Alpha machen.

Am Ende bleibt aber festzuhalten: Omas Apfelkuchen ist einfach der Leckerste!

#58 – Direkter Kundenkontakt

Das während der Aufnahme der Kunde anruft, das hatten wir auch noch nie 🙂 Aber unser heutiger Gast Andreas Freund lässt sich davon auch nicht aus der Ruhe bringen.

Ohne diese Coolness wäre er wahrscheinlich auch nicht in der Lage, mit seinem Ingenieurbüro Realize Engineering Dresden GmbH seine Kunden von der Notwendigkeit komplexer Simulationen jenseits des üblichen Alltagsgeschäfts zu überzeugen. So oft wie wir in den ersten Minuten schon die Formulierungen „multi-dimensional“, „hochgradig nichtlinear“ oder „selbst programmiertes Bodenmodell“ hörten war zu befürchten, dass wir schnell den Faden verlieren. Ein echter Profi wie Andreas schafft es aber schnell, auch bei uns Begeisterung für seine Arbeit zu wecken. Da wir Andreas schon länger gut kennen, schaffen wir es über Faserverbund und Simulation einen geschmeidigen Bogen hin zum Turniertanz und dem Windsurfen zu schlagen, um dann elegant die Streitfrage Cuntze vs. Puck noch abzuräumen.

#57 – Das tapfere Schneiderlein

war ein sehr mutiger Typ – beim Sticken aber eher noch Anfänger. Sein auf den Gürtel gesticktes „Sieben auf einen Streich“ übertreffen die zwölf Stickmaschinen der Hightex Verstärkungsstrukturen GmbH locker, werkeln hier doch bis zu 10 Stickköpfe gleichzeitig. Fast genauso mutig ist aber unser Kai, hat er doch in dieser Folge seinen Chef Dr. Dirk Feltin, Gründer und Geschäftsführer der Hightex eingeladen.
Im Laufe der Episode kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, das sich der Werdegang von Dirk am besten mit „Es kommt erstens anders und zweitens als man denkt.“ beschreiben lässt. Zudem besprechen wir ausführlich, weshalb sich der Unterschied zwischen Sticken und Stricken nicht nur an dem einen Buchstaben zeigt und werten unsere Eindrücke von der diesjährigen JEC in Paris aus.

#56 – Von Welle zu Welle

Wer die Entwicklung des modernen Segelsports verfolgt, hat mitbekommen, welche dramatischen Veränderungen durch die Einführung der Foils stattgefunden haben. Das betrifft natürlich vor allem die größeren Segelboote, in den kleineren Klassen wie zum Beispiel den 49er Skiffs ist aber natürlich trotzdem enorm viel Faserverbund drin. Und so ist es vielleicht auch nicht verwunderlich, dass man nach einer olympischen Bronzemedaille irgendwie an diesem Werkstoff hängt.

So hat es unser Gast der aktuellen Episode, Jan Peckolt von der NEMOS GmbH getan. Die von ihm und seinem Team entwickelte GFK-Antriebswelle ist ein sehr schönes Beispiel, was man erreichen kann, wenn man die grundlegenden Eigenschaften des Faserverbundes verstanden hat und konsequent anwendet. Die Idee der Entkopplung von Biege- und Torsionssteifigkeiten wird bei den NEMOS-Wellen auf eine so spannende und interessante Art und Weise umgesetzt, dass wir völlig vergessen haben mit Jan über die Bronzemedaille zu sprechen.